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Prototyping

Geschätzte Bearbeitungszeit: 1-2 Stunden

In diesem Kapitel geht es um folgende Themen:

  • Prototyping als wichtiges Tool in einem User-Centered Design Prozess
  • Die Vorteile von Paper Prototyping in frühen Entwicklungsphasen
  • Die Kopplung von Prototyping und User-/UI-Test um frühzeitig Fehleinschätzungen oder schlechte Designentscheidungen zu identifizieren und zu eliminieren

Voraussetzungen

  • Sie haben die Einheiten User-centered Design und User Research vollständig abgeschlossen und kennen die wesentlichen Elemente eines Nutzenden-zentrierten Entwicklungsprozesses
  • Sie kennen die elementaren Fehlannahmen, die häufig in Design- und Entwicklungsprojekten gemacht werden
  • Für das Semesterprojekt haben sie die Navigationsübersicht sowie erste Entwürfe der Screens ihrer App erstellt

Warum dieses Thema wichtig ist

  • Kenntnisse im Prototyping sind zentral, da empirische Studien zeigen, dass frühe Prototypen die Kommunikation zwischen Entwickler:innen und Stakeholdern verbessern und Anforderungen präzisieren (Virzi, Sokolov & Karis, 1996)6.
  • Prototyping reduziert nachweislich Entwicklungsrisiken und -kosten, da Probleme in Funktionalität und Interaktion frühzeitig erkannt werden, bevor sie in die Implementierung einfließen (Boehm, 1988)1.
  • Paper Prototyping ist besonders wertvoll, da es eine schnelle, kostengünstige und iterative Möglichkeit bietet, Designideen zu explorieren und mit Nutzer:innen zu evaluieren, ohne hohe technische Aufwände zu verursachen (Snyder, 2003)5.
  • Studien belegen, dass Paper Prototyping bereits in frühen Phasen kritische Usability-Probleme aufdecken kann, die ansonsten erst in aufwendigen späteren Testphasen sichtbar würden (Virzi, Sokolov & Karis, 1996)6.
  • Im Kontext des User-Centered Design (UCD) spielt Prototyping eine Schlüsselrolle, da es die kontinuierliche Einbeziehung von Nutzerfeedback ermöglicht und so die Gebrauchstauglichkeit systematisch verbessert (ISO 9241-210, 2019)3.
  • Für Informatiker:innen ist Prototyping praxisrelevant, weil es den iterativen Entwicklungsprozess unterstützt, die Innovationsfähigkeit steigert und die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher, marktfähiger Produkte erhöht (Rettig, 19944; Gould & Lewis, 19852).

Inhalte

Ergänzende Materialien

Lernzielkontrolle

Fragen zur Reflexion des Lernstoffes

Nach dem Durcharbeiten der o.g. Lektionen sollten sie folgende Fragen beantworten können:

  1. Offene Frage
    • Erklären Sie die Rolle von Prototyping im User-Centered Design (UCD). Warum ist es ein zentraler Bestandteil dieses Prozesses?
  2. Multiple-Choice
    1. Welcher der folgenden Vorteile wird typischerweise mit Paper Prototyping verbunden? (eine richtige Antwort)
      1. Hoher Implementierungsaufwand
      2. Schnelle und kostengünstige Iteration
      3. Direkter Einsatz in Produktionsumgebungen
      4. Erfordert zwingend eine lauffähige Softwareversion
    2. Welche Aspekte lassen sich durch Usability-Tests mit Prototypen besonders gut evaluieren? (mehrere richtige Antworten möglich)
      1. Visuelle Gestaltung und Layout
      2. Interaktionsfluss und Navigationslogik
      3. Programmiersprachen-Performance
      4. Hardwarekompatibilität
  3. Anwendungsfrage
    • Nennen Sie zwei konkrete Situationen in einem Softwareprojekt, in denen der Einsatz von Paper Prototyping besonders sinnvoll ist.
  4. Transferfrage
    • Stellen Sie sich vor, Sie entwickeln eine mobile Lern-App. Beschreiben Sie, wie Sie mithilfe von Paper Prototyping und anschließenden User Tests die Navigation der App verbessern könnten.
  5. Reflexionsfrage
    • Warum können bereits mit Low-Fidelity-Prototypen (wie Papiermodellen) kritische Usability-Probleme aufgedeckt werden, die erst später in der Implementierung teuer korrigierbar wären?

Zusammenfassung

Das haben sie in diesem Kapitel gelernt

  • Testen von Benutzungsschnittstellen mittels Paper Prototyping
  • Evaluierung von Designentscheidungen mittels einfacher Prototyping-Techniken
  • Durchführung von UI-/User-Tests mittels Paper Prototyping
  • Unterschiede von Prototyping zu Wireframes und Sketching
  • Prototyping als Kommunikationswerkzeug um Designentscheidungen gegenüber Nutzer:innen darzustellen und zu evaluieren

  1. Boehm, B. W. (1988). A Spiral Model of Software Development and Enhancement. ACM SIGSOFT Software Engineering Notes, 11(4), 14–24. 

  2. Gould, J. D., & Lewis, C. (1985). Designing for Usability: Key Principles and what Designers think. Communications of the ACM, 28(3), 300–311. 

  3. ISO 9241-210 (2019). Ergonomics of Human-System Interaction – Part 210: Human-centred Design for Interactive Systems. International Organization for Standardization. 

  4. Rettig, M. (1994). Prototyping for Tiny Fingers. Communications of the ACM, 37(4), 21–27. 

  5. Snyder, C. (2003). Paper Prototyping: The Fast and Easy Way to Design and Refine User Interfaces. Morgan Kaufmann. 

  6. Virzi, R. A., Sokolov, J. L., & Karis, D. (1996). Usability Problem Identification using both Low- and High-Fidelity Prototypes. Proceedings of the SIGCHI Conference on Human Factors in Computing Systems (CHI ’96), 236–243.